Von der Annastraße bis zum Kunigundishof
Katalog zur Ausstellung von Gundhild Fischer vom 23. Juni bis 12. Juli 1999 in Kassel
Texte von Gundhild Fischer, Ulla Zifreund und Barbara Gabler
Umfang: 48 Seiten mit vielen farbigen Abbildungen
euregioverlag 1999
ISBN: 3-933617-04-0
Gundhild Fischer fotografierte ihren Arbeitsweg im Laufe eines Jahres mit der Kamera auf Herz-Lungenhöhe und im Laufschritt.
Zurück
Fischer, Gundhild
Ein Arbeitsweg
Preis: 12.90 €
(Preis inkl. Mehrwertsteuer zzgl. Versandkosten)
In den Warenkorb
(Preis inkl. Mehrwertsteuer zzgl. Versandkosten)
Fenster schließen
Gundhild Fischer fotografierte ihren Arbeitsweg im Laufe eines Jahres mit der Kamera auf Herz-Lungenhöhe und im Laufschritt. Zu jedem dieser Bilder stellt sie ein Zitat entnommen aus Interviews von Frauen am Arbeitsplatz.
Wer kennt das nicht: Der tägliche Weg zur Arbeit ist die graueste Routine am Tag, eine tote Zeit, die möglichst schnell überwunden werden soll. Man hastet von einem Ort zum anderen, mit nach innen gekehrtem Blick; die Straße, die Geschäfte, die Haltestellen lohnen kein Betrachten, die Zeit drängt und das Wetter ist sowieso grau.
Und dann schleichen sich unvermittelt kleine unbotmäßige Gedanken ein, Fluchtgedanken vielleicht: Wie schön wäre es, jetzt unter Palmen zu liegen oder in einem Zirkus aufzutreten - überhaupt ganz weit weg sein, nur nicht hier. Oder man sieht für einen kleinen Moment die Schönheit der zarten Pastellfarben der Kasseler Häuserfassaden aus den fünfziger Jahren, die wir uns angewöhnt haben, häßlich zu finden, und der Regen und der diesige Himmel wirken wie Weichzeichner für die leeren Gesichter der Menschen an der Haltestelle. Die Gesichter sind vielleicht nur leer, weil sie alle ihren kleinen unkrontrollierten Gedanken nachhängen, die sich in den toten Zeitabschnitt zwischen Aus-dem-Haus-gehen und Arbeitsbeginn einschleichen.
Diese halbe, dreiviertel Stunde Weg zur Arbeit ist, wenn man genau hinsieht, gar keine Leerstelle im hektischen Tagesablauf, keine nur verlorene Zeit.
Das entdeckte die Künstlerin Gundhild Fischer, als sie in einem Büro arbeitete. Auf dem Weg zur Arbeit sah sie die Straßenbahnhaltestellen, die wartenden Menschen und war fasziniert von der utopischen Kraft der Leerstellen im Alltag.
Sie fragte Kolleginnen nach ihren Träumen und freischwebenden Gedanken, lief auf den Spuren der Arbeitswege mit der Kamera durch die Stadt.
Das Ergebnis sehen wir bis zum 12. Juli an dreiundzwanzig Straßenbahnhaltestellen der Linien 4 und 8 zwischen Annastraße und Kunigundishof, dort, wo sonst die lauten Werbewelten die kleinen Träume der Passanten totschlagen. Bilder und Texte bilden eine zarte Alltagspoesie, halten die flüchtigen Gefühle und Bilder für einen Moment auf - als Fixpunkt für den Blick der Menschen, die gezwungen sind, eine fremdbestimmte Zeitspanne lang an der Haltestelle zu warten. Da werden Alltagsträume bildlich gemacht, aber sie blieben anarchisch. Text und Bild schließen sich nicht gegenseitig aus, sie laufen nebeneinander her oder bauen eine Spannung gegeneinander auf; sie unterstreichen sich oder verlieren sich.
Das Kunstprojekt "Ein Arbeitsweg" tut genau das, was auch das diesjährige Kulturschwerpunktthema der Stadt Kassel - in dessen Rahmen das Projekt gestellt ist - sich vorgenommen hat: Es nimmt das Thema Stadt als Ort des Durchgangs, des Übergangs, des Passierens auf, sieht den Stadtraum als bloßen Verbindungsweg zwischen Orten und entdeckt doch mit einem neuen künstlerischen Blick die Dimension seiner Poesie. Mit überzeugend einfachen Mitteln entsteht so das künstlerische Angeobt einer vieldimensionalen offenen Kommunikationsform im städtischen Raum.
Ich wünsche mir, daß Gundhild Fischers poetische Text-Bilder in den Werbevitrinen für möglichst viele Passantinnen und Passanten ein Anlaß zum Innehalten sein mögen.
Volker Schäfer,
Kulturdezernent
Auf ne Südseeinsel! Manchmal würd ich schon gern meinen Mann und meine Kinder nehmen und aussteigen und irgendwo anders anfangen. Aber das hat man nur ab und zu.
Rezensionen
Mehr Infos
Ein Weg im Gleichmaß: Täglich genommen. Ein Arbeitsweg.Gundhild Fischer fotografierte ihren Arbeitsweg im Laufe eines Jahres mit der Kamera auf Herz-Lungenhöhe und im Laufschritt. Zu jedem dieser Bilder stellt sie ein Zitat entnommen aus Interviews von Frauen am Arbeitsplatz.
Inhalt
Vorwort
Grußwort des KulturdezernentenWer kennt das nicht: Der tägliche Weg zur Arbeit ist die graueste Routine am Tag, eine tote Zeit, die möglichst schnell überwunden werden soll. Man hastet von einem Ort zum anderen, mit nach innen gekehrtem Blick; die Straße, die Geschäfte, die Haltestellen lohnen kein Betrachten, die Zeit drängt und das Wetter ist sowieso grau.
Und dann schleichen sich unvermittelt kleine unbotmäßige Gedanken ein, Fluchtgedanken vielleicht: Wie schön wäre es, jetzt unter Palmen zu liegen oder in einem Zirkus aufzutreten - überhaupt ganz weit weg sein, nur nicht hier. Oder man sieht für einen kleinen Moment die Schönheit der zarten Pastellfarben der Kasseler Häuserfassaden aus den fünfziger Jahren, die wir uns angewöhnt haben, häßlich zu finden, und der Regen und der diesige Himmel wirken wie Weichzeichner für die leeren Gesichter der Menschen an der Haltestelle. Die Gesichter sind vielleicht nur leer, weil sie alle ihren kleinen unkrontrollierten Gedanken nachhängen, die sich in den toten Zeitabschnitt zwischen Aus-dem-Haus-gehen und Arbeitsbeginn einschleichen.
Diese halbe, dreiviertel Stunde Weg zur Arbeit ist, wenn man genau hinsieht, gar keine Leerstelle im hektischen Tagesablauf, keine nur verlorene Zeit.
Das entdeckte die Künstlerin Gundhild Fischer, als sie in einem Büro arbeitete. Auf dem Weg zur Arbeit sah sie die Straßenbahnhaltestellen, die wartenden Menschen und war fasziniert von der utopischen Kraft der Leerstellen im Alltag.
Sie fragte Kolleginnen nach ihren Träumen und freischwebenden Gedanken, lief auf den Spuren der Arbeitswege mit der Kamera durch die Stadt.
Das Ergebnis sehen wir bis zum 12. Juli an dreiundzwanzig Straßenbahnhaltestellen der Linien 4 und 8 zwischen Annastraße und Kunigundishof, dort, wo sonst die lauten Werbewelten die kleinen Träume der Passanten totschlagen. Bilder und Texte bilden eine zarte Alltagspoesie, halten die flüchtigen Gefühle und Bilder für einen Moment auf - als Fixpunkt für den Blick der Menschen, die gezwungen sind, eine fremdbestimmte Zeitspanne lang an der Haltestelle zu warten. Da werden Alltagsträume bildlich gemacht, aber sie blieben anarchisch. Text und Bild schließen sich nicht gegenseitig aus, sie laufen nebeneinander her oder bauen eine Spannung gegeneinander auf; sie unterstreichen sich oder verlieren sich.
Das Kunstprojekt "Ein Arbeitsweg" tut genau das, was auch das diesjährige Kulturschwerpunktthema der Stadt Kassel - in dessen Rahmen das Projekt gestellt ist - sich vorgenommen hat: Es nimmt das Thema Stadt als Ort des Durchgangs, des Übergangs, des Passierens auf, sieht den Stadtraum als bloßen Verbindungsweg zwischen Orten und entdeckt doch mit einem neuen künstlerischen Blick die Dimension seiner Poesie. Mit überzeugend einfachen Mitteln entsteht so das künstlerische Angeobt einer vieldimensionalen offenen Kommunikationsform im städtischen Raum.
Ich wünsche mir, daß Gundhild Fischers poetische Text-Bilder in den Werbevitrinen für möglichst viele Passantinnen und Passanten ein Anlaß zum Innehalten sein mögen.
Volker Schäfer,
Kulturdezernent
Leseproben
Aussteigen! Ganz weit weg! Aussteigen!Auf ne Südseeinsel! Manchmal würd ich schon gern meinen Mann und meine Kinder nehmen und aussteigen und irgendwo anders anfangen. Aber das hat man nur ab und zu.