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Wörner-Heil, Ortrud
Sophie Henschel (1841-1915)
Lokomotivfabrikantin und Stifterin



Umfang: 168 S. vierfarbig, Fadenheftung



euregioverlag 2004

ISBN: 978-3-933617-19-4



Sachlich im Stil und akribisch im Detail beschreibt sie Wirtschafts- und Stadtgeschichte, bürgerliche Frauenbewegung und den familiären Hintergrund einer Frau, der Kassel viel zu verdanken hat.
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Rezensionen
„Für ihr Buch über Sophie Henschel stand Ortrud Wörner-Heil ein umfangreiches Quellenmaterial aus Staats-, Vereins- und Familienarchiven zur Verfügung. Sachlich im Stil und akribisch im Detail beschreibt sie Wirtschafts- und Stadtgeschichte, bürgerliche Frauenbewegung und den familiären Hintergrund einer Frau, der Kassel viel zu verdanken hat. Im Mittelpunkt ihrer Publikation steht die Philanthropin und Mäzenin Sophie Henschel. Bei aller vorgelebter Bescheidenheit entwickelte sich Sophie zu einer 'Top-Unternehmerin', die Borsig oder Hanomag bald den Rang ablief.“

(Marianne Kreikenbom im Wiesbadener Tageblatt vom 13.05.2006)



„Mit ihrer (...) sehr lesenswerten Studie zeichnet Ortrud Wörner-Heil das Bild einer Frau, die durchaus dem gesellschaftlichen Rollenbild des 19. Jahrhunderts verhaftet war, es jedoch gleichzeitig verstand, die damit verbundenen Beschränkungen zu lockern. (...) Zudem gewährt die Untersuchung einen interessanten Einblick in die Geschichte und Tätigkeit der Vaterländischen Frauenvereine, über die bis heute keine wissenschaftliche Gesamtdarstellung vorliegt.“
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Sophie Henschel, Deutschlands erste Lokomotivfabrikantin, war am Ende ihres Lebens eine hochgeachtete Frau: „Für alle Aufgaben auf dem Gebiete der städtischen Entwicklung, der Volksfürsorge und der Kunst hatte sie einen klaren Blick, ein warmes Herz und eine offene Hand. Was sie an Werken barmherziger Hilfe vielen unserer Mitbürger geleistet hat, ist weit mehr als jemals öffentlich bekannt werden wird.“ Damit würdigte Oberbürgermeister Erich Koch in der Traueranzeige der Stadt die am 5. Februar 1915 gestorbene Sophie Henschel als Philanthropin und Mäzenin, die umsichtig und ausdauernd Fürsorge und Verantwortung für ihre Mitbürger empfunden und Not und Leid durch zahlreiche gute Werke gelindert hatte. Aber auch für andere gemeinnützige Projekte, die aus den Vereinen, der Provinz oder der Stadt an sie herangetragen worden waren, hatte sie immer ein offenes Ohr. Als Unternehmerin ging sie selbstbewusst und unabhängig mit ihrem Geld um und war wegweisend für zukünftige Generationen.
Inhalt
Vorwort



Philanthropin, Mäzenin und Unternehmerin



Eine Preußin in Kurhessen

Der Henschel-Erbe und ein ‚Blaustrumpf’



Eine gute Partie aus liberalem Haus



Beginn einer kongenialen Partnerschaft: statt eines Brautschmuckes ein Fest der Firma



Eine liberale Vision: Industrie und städtische Wohlfahrt im Gleichschritt



Eine Stadtbürgerin als ‚Politikerin’ für Soziales, Gesundheit und Armenfürsorge

Der ‚Frauen-Bazar’ und ein patriotisches ‚Damen-Comité’



Das Haus Henschel als Drehscheibe und ein vertraulicher Briefwechsel



‚Der Vaterländische Frauenverein zu Cassel’: ein Frauenverein im Zeichen des Roten Kreuzes



Ein erstes ‚Krankenpensionat’ und der Beginn der Ausbildung von Krankenpflegerinnen



Vorsitzende des Vaterländischen Frauenvereins zu Cassel



‚Kaiserin-Augusta-Stiftung’: die erste ‚Krankenpflegeanstalt Rotes Kreuz’



Das Kasseler Modell in der Armenpflege: ein bahnbrechendes Pionierprojekt



Die Lungenheilstätte Oberkaufungen



Die neue ‚Krankenpflegeanstalt Rotes Kreuz’



Der Vaterländische Frauenverein und die Entstehung einer Wohlfahrtskultur



„Die Pflichten des Reichtums“



„Die Fabrik nicht bloß als ein Mittel zum Gelderwerb“



‚Anstifterin’ von Bürgerinnenengagement



Das Konto P der Unternehmerin und ihre Stiftungen ab 1894



Die Schenkungen der Bürgerin an ihre Stadt



„In diesem Zeichen wirst Du siegen“



Anhang



Stammbaum Caesar-Henschel



Zeittafel



Quellen- und Literaturverzeichnis



Vorwort
Seit vielen Jahren besteht nicht nur in der interessierten Kasseler Öffentlichkeit der Wunsch, Sophie Henschel zu würdigen. Zwar ist ihr Name in der Bevölkerung so präsent, dass sie an erster Stelle genannt wird, wenn nach der prominentesten Persönlichkeit in Kassels Geschichte gefragt wird. Dazu mag beitragen, dass vor den Toren Kassels die ehemalige Lungenheilanstalt in Kaufungen und in Kassel selbst das Rotes Kreuz Krankenhaus als Zeugnisse ihres Stifterwillens präsent sind. Bislang stehen weder eine Biographie noch eine tiefgreifende Darstellung ihrer Wirkungsfelder zur Verfügung.



Dank einer Initiative des Archivs der deutschen Frauenbewegung e.V. konnte in den Jahren 2002 und 2003 dort ein Forschungsprojekt verfolgt werden, dessen Titel vor allem den Anspruch formulierte, Sophie Henschels gesellschaftliches und soziales Wirken zu beleuchten: Philanthropie – Frauenvereine – Stiftungswesen – städtischer Raum. Die Unternehmerin Sophie Henschel (1841-1915) und der Vaterländische Frauenverein in Kassel 1869 bis 1915. Dieses Forschungsvorhaben wurde vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst gefördert. In der genannten Zeit konnten die Archivalien gesichtet werden, wovon das von Werner Henschel großzügig zugänglich gemachte Familienarchiv die größte Aufmerksamkeit verdiente.



Der Titel dieses Buches, das die Ergebnisse des genannten Forschungsvorhabens in einer illustrierten Publikation vorlegt und in Teilen weiterführt, weist bereits durch die Aufnahme des Wortes Lokomotivfabrikantin auf eine Erweiterung, in der Sophie Henschel auch als Unternehmerin gewürdigt wird. Sie übernahm nicht nur mit großem Erfolg die ihr übertragene Verantwortung für die Henschelsche Lokomotivfabrik, sondern trug auch unternehmerisches Denken in die von ihr geführten sozialen Organisationen und verlangte unternehmerisches Denken dort, wo sie Einrichtungen mit regelmäßigen Zuwendungen förderte.



Neben den Beiträgen, die Dr. Ortrud Wörner-Heil hier zur Wirtschaftsgeschichte, Stadtgeschichte, Geschichte der bürgerlichen Frauenbewegung und zur Geschichte der Unternehmerfamilie Henschel vorlegt, mag für viele dieses Buch auch als Ermutigung gesehen werden, Verantwortung in einer Bürgergesellschaft zu übernehmen. Dafür steht Sophie Henschel als leuchtendes Beispiel. Ihre selbstlosen Stiftungen hat sie immer mit der Verpflichtung zur Übernahme von Verantwortung verbunden, der auch sie selbst sich nicht entzog.



Für die Kasseler Sparkasse war es als Wirtschaftsunternehmen mit einer regionalen und gesellschaftlichen Verantwortung selbstverständlich, diese Publikation als die 26. in der Reihe Die Region trifft sich – Die Region erinnert sich zu fördern. Wir hoffen, mit dieser Veröffentlichung die Diskussionen in einer wieder blühenden Stiftungslandschaft in Deutschland zu bereichern.









Dr. Klaus Lukas

Vorsitzender des Vorstandes

der Kasseler Sparkasse

Leseproben
Aus: Philantrophin, Mäzenin und Unternehmerin



Im Januar 2004 wurde Sophie Henschel in einer Leserumfrage zur besten Kasselerin gewählt. Sie war die Siegerin in dem Wettbewerb „Wählen Sie die besten Kasseler“, den die Hessische Allgemeine einige Wochen zuvor gestartet hatte. Gegen zehn weitere prominente historische Persönlichkeiten der Stadt, zu denen auch die Brüder Grimm, Elisabeth Selbert, Landgraf Karl und Arnold Bode gehörten, hatte sie sich mit großem Abstand durchgesetzt. Manche Leserinnen und Leser hatten ihrem Votum eine Begründung beigegeben: Hauptsächlich wurde Sophie Henschels soziales Engagement gerühmt. Auch wenn dieses Meinungsbild nicht repräsentativ ist, so ist es doch als Zeichen ihrer Wertschätzung in der Bevölkerung zu sehen. Im Gegensatz zu diesem Votum erbrachte die anschließende Suche nach einer öffentlichen Würdigung Sophie Henschels im Stadtbild ein negatives Ergebnis. Es gab keinen Hinweis auf den Sophie-Henschel-Platz vor dem Rotkreuz-Krankenhaus. Der Brunnenanlage, die 1924 zu ihren Ehren von der Stadt geschaffen wurde, und deren Grundbestandteile heute noch auf diesem Platz stehen, fehlt die entscheidende Inschrift von damals: „Frau Sophie Henschel in Dankbarkeit. Die Stadt Cassel 1924.“



Dabei wussten zu Lebzeiten Sophie Henschels und auch noch einige Jahre danach die politisch Verantwortlichen verschiedener Parteicouleur um ihre Bedeutung für die Stadt. Ob es der freikonservative Oberbürgermeister August Müller war, unter dessen Leitung der Magistrat die Benennung des öffentlichen Platzes vor dem Rotkreuz-Krankenhaus als Sophie-Henschel-Platz „in dankbarer Würdigung ihrer großen Opfer und mühevollen Tätigkeit“ beschloss. Ob es der nationalliberale Oberbürgermeister Erich Koch war, der 1915 davon sprach, dass Sophie Henschel „für alle Zeiten unter den Ersten der Bürger der Stadt genannt werden“ wird. Ob es 1924 der sozialdemokratische Oberbürgermeister Philipp Scheidemann war, der die Dankbarkeit der Stadt unterstrich: „Namentlich hat er [Karl Henschel, O. W.-H.] ebenso wie seine verstorbene Mutter stets eine offene Hand für die Erfüllung der sozialen Aufgaben der Stadt gezeigt, wofür ihm diese immer dankbar sein wird.“ Heute, so scheint es, muss doch wieder in Erinnerung gerufen werden, was Oberbürgermeister Koch einst beteuert hatte: „Ihr Name bleibt unvergesslich mit der Geschichte der Stadt Cassel verwachsen.“



Dabei sind Spuren in Stadt und Region, die auf Sophie Henschels Wirken zurückgehen, noch immer deutlich sichtbar. Dies gilt in erster Linie für das Rotkreuz-Krankenhaus, in dessen Foyer eine Bronzetafel hängt, die an Sophie Henschels Verdienste um das Haus erinnert. Diese Tafel hatte der Vaterländische Frauenverein Kassel im November 1911 anlässlich ihres 70. Geburtstages anbringen lassen. Im sogenannten linken Ehrenhof des Rathauses steht der von ihr gestiftete Brunnen, der auf dem Sockel die Inschrift trägt: „Der Vaterstadt von Oskar Henschel gestiftet von seiner Witwe 1910.“ Kaufungen kann sogar mit einem Sophie-Henschel-Weg aufwarten, der zum Medizinisch Geriatrischen Krankenhaus mit Tagesklinik und zum Altenpflegeheim des Deutschen Roten Kreuzes Kaufungen führt. Dieses Krankenhaus wurde im Jahr 1900 als Lungenheilstätte errichtet und war von Sophie Henschel im Andenken an ihren gestorbenen Mann Oskar gestiftet worden.



Auch in Kassel gibt es Orte wie das Stadtmuseum, wo die Erinnerung an die Industriellenfamilie und an Sophie Henschel gepflegt wurde und wird, und Ereignisse, die das Gedenken wach halten. Dies gilt sowohl für die vom Zwehrener Turm zur Orangerie in der Karlsaue und zum Herkules strahlende Laser-Skulptur, die am 11. November 2003 zu ihren Ehren leuchtete, als auch für die letztlich gescheiterte Initiative des Vereins Pro Nordhessen, einem Intercity-Zug den Namen Sophie Henschels zu geben. In den letzten Monaten – wir schreiben November 2004 – sind noch weitere Initiativen entstanden. Zwei der fehlenden Schalen der Brunnenanlage sind inzwischen im Waldeck’schen ausfindig gemacht, während nach der einstmals im Foyer der Lungenheilanstalt in Kaufungen aufgestellten Büste Oskar Henschels noch gefahndet wird. Nach der Berichterstattung über die mühsame Spurensuche im Januar 2004 reagierte die Stadtverwaltung, und Oberbürgermeister Georg Lewandowski enthüllte ein Schild für den Sophie-Henschel-Platz. Auch der Ortsbeirat des Stadtteils Wehlheiden, in dem das Rotkreuz-Krankenhaus liegt, erklärte, Sophie Henschel ehren zu wollen. Mit ihm kooperiert das Archiv der deutschen Frauenbewegung, das beabsichtigt, Sophie Henschel in sein Projekt „’Chassalla’ - ein Ariadne-Faden durch die Kasseler Frauengeschichte“ aufzunehmen, das das Archiv im Rahmen der Kulturhauptstadtbewerbung Kassels entwickelte. Im Juli wurde ein Henschel-Museum in Rothenditmold begründet, und zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Buches wird die Universität Kassel dem Institut für Werkstofftechnik ihren Namen geben.
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