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Euregioverlag - Kassel & Region, Kunst & Kultur
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Baumgärtner, Ingrid (Hg.)
Vom Königshof zur Stadt. Kassel im Mittelalter
156 Seiten, Festeinband

euregioverlag 2013

ISBN: 978-3-933617-53-8

20,00 €



Mit Beiträgen von Ingrid Baumgärtner, Caspar Ehlers, Thomas Fuchs, Gisela Naegle, Christian Presche, Christian Philipsen und Karl-Hermann Wegner



Die vorliegende Geschichte der Stadt Kassel im Mittelalter führt abwechslungsreich in acht gut lesbaren Beiträgen von den Anfängen bis zur Reformation und zur Mittelalterrezeption in unserer heutigen Zeit.

Aus verschiedenen Perspektiven veranschaulichen ausgewiesene Expertinnen und Experten die damalige Entwicklung der Stadt Kassel: Die beiden urkundlichen Ersterwähnungen vom 18. Februar 913 bilden den Anlass, die Dokumente selbst wie auch die Vorgeschichte der Stadt zu untersuchen sowie den Funktionen des Kasseler Königshofes für Königtum und Reichsgut nachzuspüren. Es folgen Erklärungen zu den wichtigsten Etappen der Stadtgeschichte seit dem 12. Jahrhundert:



Erstmalig entworfene Stadtpläne veranschaulichen das Wachstum der Stadt und deren Bauplanung. Wir finden neue Ergebnisse zum mittelalterlichen Stadtrat, frische Analysen zur Ausbildung und Struktur von Recht und Kirchenwesen sowie aktuelle Ausführungen zur Mittelalterrezeption in der Geschichtsschreibung an der Wende zur Neuzeit.



Ein Blick auf die noch erhaltenen Zeugnisse im heutigen Stadtbild animiert zu Stadtrundgängen. Fassbar wird damit die aus dem alten Stadtkern hervorgegangene Stadt einschließlich der Wechselwirkungen dieses Zentrums mit dem Landesausbau der Könige, Landgrafen und Klöster in der Region.
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Rezensionen
"Das wohlfeile, in einer für das breite Publikum konzipierten Reihe erschienene Bändchen umfasst kompentent, gut illustriert und anregend den Forschungsstand zum mittelalterlichen Kassel zusammen." Deutsches Archiv zur Erforschung des Mittelalters, 70 Jahrgang, Heft 2



"Kassel, heute eine Großstadt von annähernd 200.000 Einwohnern, nahm ihren Ursprung aus einer kleinen eher unbedeutenden Ansiedlung, einem Königshof an der Fulda. 913 in zwei Urkunden für das Stift Meschede und die Reichsabtei Hersfeld erstmals erwähnt, entwickelte sie sich zur wichtigen hessischen Haupt- und Residenzstadt. Kassel hat im 2. Weltkrieg große Zerstörungen hinnehmen müssen, vom mittelalterlichen Stadtkern und auch von der historischen schriftlichen Überlieferung im Stadtarchiv ist nahezu nichts mehr vorhanden. Dennoch gibt es sie, die Orte der historischen Erinnerung. Gerade diese Zeugnisse mittelalterlicher Stadtgeschichte lebendig zu machen, ist das Ziel des vorliegenden

Bandes, der aus Anlass des 1100-Stadtjubiläums herausgegeben wurde.

Der 18. Februar 913 ist der Ausgangspunkt, von dem aus acht Beiträge die mittelalterliche Stadtgeschichte und -entwicklung beleuchten. Einleitend widmet sich Ingrid Baumgärtner der urkundlichen Ersterwähnung Kassels und untersucht detailliert die beiden Urkunden für Hersfeld und Meschede, ihren Inhalt, Aufbau und Bedeutung. Nachgegangen wird auch der Frage, warum die Urkunden gerade in Kassel ausgestellt wurden. Der Reiseweg des ersten fränkischen Königs Konrad I. lässt sich anhand der ausgestellten Urkunden nachvollziehen. Wie die anderen Könige im Früh- und Hochmittelalter besaß er auch keine zentrale Residenz, sondern reiste durch sein Herrschaftsgebiet, wobei er Unterkunft u. a. in königlichen Pfalzen oder Königshöfen fand. Wie 913, als er von Weilburg und Corvey kommend im Februar 913 Quartier in Kassel nahm.

Diesem einleitenden Beitrag folgen zwei zur städtischen Entwicklung. Während Caspar Ehlers die Bedeutung als Reichsgut im königlichen Raumkonzept beleuchtet und dabei der Frage nachgeht, ob es sich bei dem Königshof in Kassel um einen zentralen oder eher peripheren Ort des fränkischen Königtums handelte, erläutert Christian Presche mittelalterliche Stadtplanung am Kasseler Beispiel. Dabei untersucht er die Bereiche der Altstadt und die Neugründungen Unterneustadt (vor 1283) und Freiheit (1330) und kommt zu dem Schluss, dass bereits im 13. Jahrhundert deutliche Gestaltungsabsichten zu erkennen sind.

Die nächste Sektion lässt sich mit mittelalterlicher Verwaltungsorganisation umschreiben: Christian Presche zeichnet detailliert die Entwicklung des Kasseler Stadtrats und die Stadtorganisation nach. Gisela Naegle beschäftigt sich dagegen mit der Entwicklung des Kasseler Stadtrechts. Dessen Überlieferung beginnt 1239, wird in den 1380er und 1390er Jahren durch landgräfliche Repression fast vollständig eingeschränkt und 1413 erneut aufgestellt.

Angelehnt daran untersucht Christian Philipsen u. a. am Beispiel der Altstädter Pfarrkirche St. Cyriakus den Bereich Kirche, Jenseitsvorsorge und Stiftung. Abschließend richtet Thomas Fuchs den Fokus auf die Stadtgeschichtsschreibung Kassels in den hessischen Landeschroniken des 15. und 16. Jahrhunderts und Karl-Hermann Wegner, langjähriger Leiter des Stadtmuseums, widmet sich den im heutigen Stadtbild noch vorhandenen Zeugnissen mittelalterlicher Stadtgeschichte.

In dem von Ingrid Baumgärtner herausgegebenen Sammelband haben die beteiligten Autoren aktuelle Forschungsergebnisse zusammengetragen. Das Ergebnis ist ein wirklich gelungener Band, der, auch anhand zahlreicher Fotos, Karten und Pläne, einen faszinierenden Blick auf die mittelalterliche Stadt Kassel gewährt." (Stephan Schwenke in Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde,119,2014)
Mehr Infos
Der Sammelband Vom Königshof zur Stadt. Kassel im Mittelalter beginnt bei den beiden Urkunden vom 18. Februar 913, die erstmals die Existenz des Ortes bezeugen und endet bei den noch erhaltenen historischen Erinnerungen im heutigen Stadtbild. Herausgegeben von Professorin Dr. Ingrid Baumgärtner, die seit 1994 das Fachgebiet Mittelalterliche Geschichte an der Universität Kassel leitet, werden faktenreich und durch neue Erkenntnisse angereichert die ersten Jahrhunderte Kassels einer gründlichen Analyse unterzogen.



Als Einstieg in das Buch werden die beiden Urkunden genau untersucht. Kleine Beispiele direkt aus dem Diplom vermitteln bildhaft das Beschriebene. Diese didaktische Aufbereitung der Urkunde ist sehr anschaulich und für Laien verständlich. Des weiteren werden der Entstehungszusammenhang der Urkunden, die Rechtsvorgänge und deren Hintergründe näher erläutert. Im Anhang an das Kapitel bietet das Buch den vollständigen lateinischen Urkundentext und eine deutsche Übersetzung.



Es folgen Erklärungen zu den wichtigsten Etappen der Stadtgeschichte seit dem 12. Jahrhundert: Erstmalig entworfene Stadtpläne dokumentieren das Wachstum der Stadt und deren Bauplanung. Sie zeigen zeitlich abgestufte Rekonstruktionen des mittelalterlichen Stadtgrundrisses und der beiden Stadterweiterungen. Darüber hinaus werden neue Erkenntnisse zur Stadtrechtsentwicklung und zum mittelalterlichen Stadtrat sowie aktuelle Analysen zur Ausbildung und Struktur von Recht und Kirchenwesen an der Wende zur Neuzeit vermittelt. Die Geschichte der Stadt Kassel kann zwar nicht mehr in einem historisch gewachsenen Stadtbild erlebt werden, doch die ansprechende Darstellung der verbliebenen Zeugen mittelalterlicher Stadtgeschichte im heutigen Kassel am Ende des Buches lädt zu einem Stadtrundgang ein.

Farbige Präsentationen der ältesten Kasseler Stadtsiegel, viele eigens für den Band erstellte Karten und neue Fotografien aus dem aktuellen Stadtbild veranschaulichen das Geschriebene.

Die Publikation mit Beiträgen von Ingrid Baumgärtner, Caspar Ehlers, Thomas Fuchs, Gisela Naegle, Christian Presche, Christian Philipsen und Karl-Hermann Wegner bringt anregende neue Forschungserkenntnisse, die reich bebildert, abwechslungsreich und gut lesbar vermittelt werden.

Inhalt
Kassel 913

Die urkundlichen Ersterwähnungen

Ingrid Baumgärtner



Die Funktion Kassels und seiner Pfalz für das Königtum

Reichsgut und königliche Raumkonzepte im Wandel

Caspar Ehlers



Stadtgrundriss und Stadtplanung im Mittelalter

Christian Presche



Stadtrat und Stadtorganisation

Christian Presche



Bürger, Landgraf, Zünfte, Klerus

Zur Entwicklung des Kasseler Stadtrechts

Gisela Naegle



Kirchen, Jenseitsvorsorge und Stiftungen im

mittelalterlichen Kassel

Christian Philipsen



Die mittelalterliche Stadtgeschichte Kassels in der hessischen Landeschronistik des 15. und 16. Jahrhunderts

Thomas Fuchs



Zeugen mittelalterlicher Stadtgeschichte im

heutigen Kassel

Karl-Hermann Wegner
Vorwort
Vorwort



1.100 Jahre ist es her, dass König Konrad I. am 18. Februar in Kassel zwei Urkunden für die Klöster Hersfeld und Meschede ausstellte. Diese erste schriftliche Erwähnung Kassels, die mit einem großartigen Jubiläumsprogramm gefeiert wurde, gibt den Anstoß, sich den Ursprüngen unserer Stadt im Mittelalter zuzuwenden und gemeinsam auf einige Jahrhunderte Stadtgeschichte zurückzuschauen.

Die Autorinnen und Autoren des vorliegenden Bandes stellen hierzu die entscheidenden Fragen: Wie entwickelten sich Königshof und Siedlung, um in eine Stadtwerdung zu münden? Wie formierten sich Stadtrat, Stadtrecht und Kirchenorganisation? Und schließlich: Wo begegnet uns heute noch Mittelalterliches im Stadtbild?

Die Beiträge präsentieren neues Wissen und aktuelle Forschungen; sie analysieren erstmals die beiden groß abgebildeten Ersterwähnungsurkunden, sie zeigen zeitlich abgestufte Rekonstruktionen des mittelalterlichen Stadtgrundrisses und der beiden Stadterweiterungen, sie enthalten farbige Präsentationen der ältesten Kasseler Stadtsiegel und eine neue überzeugende Interpretation der Stadtrechtsentwicklung. Viele eigens für den Band erstellte Karten und Fotografien aus dem aktuellen Stadtbild veranschaulichen die Forschungsleistungen.

Wir danken der Herausgeberin Professorin Dr. Ingrid Baumgärtner und den Autorinnen und Autoren. Sie vermitteln anschaulich und verständlich viele neue Entdeckungen und Einsichten sowohl einem breiten Publikum als auch der Fachwelt. Damit tragen sie zu einem Bewusstsein für die Geschichte unserer Stadt bei. Dank gebührt auch den Archiven, Museen und Privatpersonen, die mit der Bereitstellung von Bildmaterial dieses Vorhaben unterstützt haben.

Der 35. Band aus unserer Reihe „Die Region trifft sich – die Region erinnert sich“ ist ein weiterer Beitrag zum Jubiläum Kassel 1100, das die Kasseler Sparkasse in besonderer Weise gefördert hat. Und zugleich ist der Band eine Einladung an alle Kasseler Bürgerinnen und Bürger, sich mit einem grundlegenden Abschnitt unserer Stadtgeschichte zu beschäftigen.



Ingo Buchholz

Vorstandsvorsitzender der Kasseler Sparkasse



Leseproben
aus:

Zeugen mittelalterlicher Stadtgeschichte im heutigen Kassel

Karl-Hermann Wegner



Der Mangel an historischem Bewusstsein im heutigen Kassel ist vor allem damit zu begründen, dass Geschichte nicht mehr in einem historisch gewachsenen Stadtbild erlebt werden kann. Die vollständige Zerstörung Kassels am 22. Oktober 1943 und der Nachkriegsaufbau als ‚Neue Stadt auf altem Grund‘ haben die Gegenwart von Geschichte im Alltag beseitigt. Die wenigen erhaltenen oder wiederhergestellten älteren Baudenkmale stehen beziehungslos in einer fremd gewordenen Umgebung. Sie können nur mit Mühe als Orte historischen Geschehens wahrgenommen werden. Selbst die Plätze großer Ereignisse und die Lebenszeugnisse berühmter Persönlichkeiten bleiben verborgen. Dennoch gibt es wesentlich mehr historische Erinnerungen in Kassel, als seine Bürger im Allgemeinen ahnen. Die nachfolgende Beschreibung möchte einige dieser Geschichtszeugen, oft herausragende Kunstwerke, benennen, beschreiben und bekannt machen, um damit die Stadtgeschichte des Mittelalters in Kassel erlebbar zu machen.



Das Rondell

Für die Vergegenwärtigung von Kasseler Geschichte im Mittelalter ist das Rondell (Abb. 1) an der Fulda von zentraler Bedeutung. Es ist das einzige sichtbare Zeugnis vom Sitz der Landgrafen in der Stadt, das die Jahrhunderte bis heute überdauerte und diesen mit seiner Monumentalität in Erinnerung hält. Von hier aus wurde 1.100 Jahre lang das Land regiert, bis hin zum modernen Regierungspräsidium, das sich als modernes Bürogebäude über dem historischen Mauerwerk erhebt. Die curtis cassella, die Kaiser Heinrich II. 1015 seiner Gemahlin Kunigunde schenkte und 1137 nach dem Tod Gisos V. als Lehen in die Hand der Landgrafen von Thüringen kam, ging auf den Königshof zurück, in dem König Konrad I. 913 die Urkunden mit Kassels Ersterwähnung unterzeichnete.

Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Ausläufer des Weinbergs, der den Prallhang der Fulda bildet, durch die Abfolge von Burg- und Schlossbauten sowie deren Zerstörung völlig überformt. Steilhang und Fluss, an dieser Stelle nach der Vereinigung von kleiner und großer Fulda von geringer Breite, schufen zugleich eine günstige Verteidigungs- wie auch Verkehrssituation, die den archäologischen Befunden zufolge bereits die Ludowinger zum Ausbau einer Burg (um 1150) und vermutlich gegen Ende des 12. Jahrhunderts zur Errichtung einer Brücke nutzten. Die Anlage dieser Burg, ihre Anfänge und ihre Entwicklung zur Fürstenresidenz des Spätmittelalters lassen sich nur noch aus den Zeichnungen von Michael Müller (Philipsen Abb. 8) und Wilhelm Dilich erschließen. Die spärlichen schriftlichen Zeugnisse zur Baugeschichte des Rondells machen wahrscheinlich, dass die Anlage zwischen 1490 und 1498 erbaut wurde. Im unterschiedlichen Mauerwerk sind deutlich verschiedene Bauphasen zu erkennen. Die bastionsartig vorspringenden Rundtürme zwischen geraden Wehrmauern sind charakteristisch für die Festungsbauten, die Hans Jakob von Ettlingen (um 1440–1507) andernorts in der Landgrafschaft Hessen im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts errichtete. Dem Rondell entsprachen zwei etwas kleinere Rundbastionen an den stadtseitigen Nordost- und Nordwestecken des Burggeländes.

Der Vergleich mit den Festungsanlagen von Ettlingens in Friedewald (fertiggestellt 1486) und Herzberg (1483–1497) drängt sich auf. Dort finden wir auch das sorgfältig ausgeführte Quadermauerwerk mit den charakteristischen breiten Schießscharten, so wie es das Rondell in seinem unteren aus dem Wasser ragenden Teil zeigt. Das Mauerwerk darüber aus der Zeit ab 1523, als Philipp der Großmütige seinen in den Folgejahren entstehenden Schlossbau neu befestigte, unterscheidet sich davon deutlich, ebenso wie die Wiederherstellung nach dem Schleifen der Festung 1547–1549, die neue Aufmauerung nach dem Teileinsturz durch ein Hochwasser 1652 (darauf bezieht sich auch die Schrifttafel Landgraf Wilhelms VI.) und schließlich die Mauerkrone, die erst aus der Zeit nach 1817 stammt, als das Gelände für den Bau der Chattenburg erhöht und planiert wurde.

Die Flussansicht des Rondells vermittelt einen Eindruck der spätmittelalterlichen Festungsanlage auch für die beiden Stadtseiten mit ihren Bastionen, die von einem Wassergraben umgeben waren. Eine (Not-)Grabung des Stadtmuseums hat 1986 die nördliche Bastion freigelegt und archäologisch dokumentiert. Die Grabung wurde später wieder zugeschüttet, aber eine besondere Sandsteinpflasterung markiert Lage und Ausmaße der Bastion im Asphalt des Gehweges.

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